Konzepte „Ohne gezielte Investitionen wird ein erheb- licher Teil der Büroflächen in den kommenden Jahren ihre Wett- bewerbsfähigkeit verlieren.“ Tina Reuter, Head of Germany, Cushman & Wakefield „Der Preis pro Quadratmeter Bürofläche darf steigen. Kompen- siert wird dies teil- weise durch die kleinere Fläche.“ Miguel Rodriguez Thielen, Head of Office Leasing, JLL Deutschland 26 raum und mehr 01/2025 Beschäftigten, die drei oder mehr Tage in der Woche ins Büro gehen, um 6 Prozent- punkte auf 43 Prozent. Für die sieben größten deutschen Städte ermittelte JLL im Juni 2024 eine durchschnittliche Anwesenheitsquote von 3,61 Tagen pro Woche. Solche hybriden Arbeitsplatzmo- delle dürften auch in Zukunft dominieren, vermutet Cem Ergüney, Head of Office Letting bei der Immobilienberatungs- gesellschaft Colliers in Deutschland: Nach seiner Beobachtung setzt sich der Trend durch, dass Beschäftigte ein bis zwei Tage pro Woche außerhalb des eigentlichen Büros arbeiten. „Flight to Quality“ setzt schwächere Büroflächen unter Druck Diese Entwicklung wirkt sich auf die Grö- ße der benötigten Büroflächen aus. Zwar verringern die Unternehmen tendenziell quer durch alle Branchen ihre Flächen, wie Miguel Rodriguez Thielen, Head of Office Leasing bei JLL in Deutschland, feststellt. Allerdings sei der Rückgang nicht mehr so drastisch wie kurz nach der Corona-Pandemie. Dazu trägt ein Umstand bei, auf den Richard Holberton hinweist, Senior Director Europe Research bei CBRE: Die Büropräsenz ist an den Wochentagen sehr unterschiedlich – mitt- wochs ist es in den europäischen Büros deutlich voller als freitags. Entsprechend schwierig ist es für die Nut- zer, ihre Anforderungen zu definieren. Hinzu kommt, dass Anmietungsentschei- dungen einen Vorlauf von zwei bis drei Jahren haben, wie Colliers-Experte Cem Ergüney zu bedenken gibt. „Im Stay-or- move-Prozess“, sagt er, „prüfen die Unter- nehmen, ob sich ihre Anforderungen an Flächengröße und -konzept sowie an die technische Ausstattung in der Bestands- immobilie umsetzen lassen oder ob es dafür besser geeignete Alternativen gibt.“ Eine Leitlinie aber gilt dabei: Der Trend geht zu qualitativ hochwertigen Büros, also zu Flächen, die gut ausgestattet sind, sich in zentralen Lagen befinden und den ESG-Anforderungen entsprechen. „Kleiner, aber besser“ sei die Devise, sagt CBRE-Researcher Holberton und spricht von einem „Nutzermarkt, der immer stär- ker auf Qualität fokussiert ist“. Im Wettbewerb um gute Mitarbeiter steigt der Qualitätsanspruch an Büros Dass die Qualität der Büroräumlichkeiten einen höheren Stellenwert bekommen hat, bestätigt JLL-Vermietungschef Rodriguez Thielen. Das gelte nicht nur für seit jeher anspruchsvolle Nutzer wie Anwaltskanzleien und Unternehmens- berater, sondern auch für Unternehmen, die im mittelpreisigen Segment anmieten. „Der Preis pro Quadratmeter Bürofläche darf steigen“, bringt es Rodriguez Thielen auf den Punkt. „Kompensiert wird dies teilweise durch die kleinere Fläche.“ Angetrieben wird der hohe Qualitäts- anspruch vom Wettbewerb um gute Mitarbeiter und vom Wunsch vieler Unternehmen, ihre Beschäftigten ins Büro zurückzuholen. Genau deshalb müssen die Flächen so gestaltet sein, dass sie neue Arbeitsformen erlauben. Das klassische Zellenbüro hat ausgedient: „Weil sich die Art des Arbeitens geändert hat, werden mehr Kommunikations- und Rückzugs- flächen als früher benötigt“, erläutert Rodriguez Thielen. Vermieter sehen sich mit dem Wunsch nach mehr Flexibilität konfrontiert Wie groß die Bedeutung der Qualität ist, zeigt sich daran, dass nach Angaben der großen Maklerhäuser die Mieten für moderne Bürogebäude in Toplagen weiter steigen, während gleichzeitig der Leerstand im Gesamtmarkt zunimmt. Im Vorteil sind damit Eigentümer von erstklassigen Büroimmobilien an attrak- tiven, zentralen Standorten. Bei älteren Objekten in dezentralen Lagen droht hingegen das, wovor Tina Reuter, Head of Germany bei Cushman & Wakefield, warnt: „Ohne gezielte Investitionen wird ein erheblicher Teil der Büroflächen in den kommenden Jahren seine Wettbe- werbsfähigkeit verlieren.“ ▶